Slow Travelling – Reisen mit Zeit und Sinn

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Slow Travelling – Reisen mit Zeit und Sinn
In einer Welt, in der alles immer schneller zu werden scheint – von der Kommunikation bis zum Konsum –, gewinnt ein neuer Reisetrend zunehmend an Bedeutung: Slow Travelling. Dabei geht es nicht um spektakuläre Rundreisen oder das Abhaken von Sehenswürdigkeiten im Eiltempo, sondern um bewusstes, entschleunigtes Reisen.
Wer sich auf Slow Travel einlässt, nimmt sich Zeit für echte Begegnungen, entdeckt Orte abseits des Massentourismus und taucht tiefer in die lokale Kultur ein. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit, Achtsamkeit und Qualität statt Quantität – mit Neugier, Respekt gegenüber Mensch und Umwelt und dem Wunsch, nicht nur zu konsumieren, sondern zu verstehen.

Was bedeutet Slow Travelling?

Slow Travelling ist eine Form des nachhaltigen Tourismus. Der Fokus liegt nicht auf dem Ziel, sondern auf dem Weg und dem Erlebnis selbst. Statt fünf Städte in sieben Tagen zu besuchen, bleibt man länger an einem Ort, entdeckt die Umgebung in Ruhe, lernt Menschen kennen und taucht tiefer in die lokale Kultur ein.

Es geht darum, das Tempo herauszunehmen, sich treiben zu lassen und offen für Begegnungen zu sein. Oft wird bewusst auf Flugreisen verzichtet, stattdessen nutzt man Zug, Fahrrad oder sogar zu Fuß, um das Reiseziel zu erreichen – das schont nicht nur das Klima, sondern verändert auch die Perspektive.

Warum Slow Travelling?

  • Mehr Authentizität: Wer länger bleibt, lernt das echte Leben vor Ort kennen – abseits der Touristenpfade.
  • Nachhaltigkeit: Weniger Transportmittel, lokale Unterkünfte und regionale Produkte helfen, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
  • Weniger Stress: Ohne enge Zeitpläne reist es sich entspannter und erholsamer.
  • Tieferes Erleben: Statt bloß zu konsumieren, wird man Teil des Erlebten – sei es durch Gespräche, kleine Rituale oder alltägliche Beobachtungen.

Wie funktioniert Slow Travelling konkret?

  • Langsames Reisen planen: Weniger Ziele, mehr Zeit an einem Ort.
  • Nachhaltige Verkehrsmittel wählen: Zugreisen oder Fahrrad statt Flugzeug.
  • Bei Einheimischen übernachten: Zum Beispiel in kleinen Pensionen, Bauernhöfen oder per Homestay.
  • Regional essen: Märkte besuchen, lokale Küche ausprobieren, mit Einheimischen kochen.
  • Spontaneität zulassen: Der schönste Tag entsteht manchmal ganz ohne Plan.
  • Slow Travelling ist mehr als ein Reisestil – es ist eine Haltung. Wer langsam reist, reist achtsam. Man sieht mehr, fühlt mehr und erinnert sich intensiver. In einer Zeit der ständigen Beschleunigung ist es vielleicht genau das, was wir brauchen: eine Pause, um wirklich da zu sein.

Der Impact von Slow Travel auf Gesellschaft und Umwelt ist deutlich spürbar – sowohl im positiven Sinn für Umwelt und lokale Gemeinschaften, als auch als wachsende kulturelle Bewegung. Hier ein Überblick, unterteilt in Umwelt, Gesellschaft und Verhalten:

  

  

Umweltwirkung: CO₂-Einsparung & Nachhaltigkeit

Positiv

  • Reduktion des CO₂-Fußabdrucks
    → Reisen mit Zug statt Flugzeug spart oft 70–90 % CO₂ pro Strecke
    (Beispiel: Zürich–Barcelona: Flug ca. 300 kg CO₂, Zug ca. 50–70 kg)
  • Weniger Ressourcenverbrauch
    → Slow Traveller bleiben länger, verbrauchen weniger Verkehrsinfrastruktur, verzichten auf häufige Anreisen
  • Stärkung von Öko-Unterkünften & nachhaltiger Mobilität
    → Unterstützung für Anbieter, die regional & klimaschonend arbeiten (z. B. Biohotels, Veloverleih, Minergie-Ferienwohnungen)

Gesellschaftlicher Impact

Positiv

  • Mehr Kontakt zu lokalen Gemeinschaften
    → Statt Durchreise: Aufenthalt in kleineren Orten, Förderung von direktem Austausch & Verständnis
  • Stärkung lokaler Wirtschaft
    → Ausgaben bei lokalen Produzenten, Restaurants, Kulturschaffenden
    → Einnahmen verteilen sich fairer als bei All-Inclusive-Ferienanlagen
  • Tourismus-Entzerrung
    → Entlastung überlasteter Städte (z. B. Venedig, Luzern) durch längere Aufenthalte abseits der Hotspots

Wandel im Reiseverhalten

  • Wachsendes Bewusstsein:
    – 1/3 der Schweizer Bevölkerung denkt laut BAFU-Umfragen über klimabewusstes Reisen nach
    – besonders Familien, junge Erwachsene & Bildungsreisende
  • Trend zur Qualität statt Quantität:
    – Weniger Trips, dafür bewusster, mit mehr Erleben und Entschleunigung
  • Anreize durch Politik und Medien:
    – Swiss Travel System, SuisseMobile, Nachhaltigkeitsoffensive von SBB & Tourismus Schweiz

Herausforderungen

  • Zeitfaktor: Viele können oder wollen sich keine langen Bahnreisen leisten
  • Preiswahrnehmung: Zugreisen erscheinen teurer, obwohl sie es real nicht immer sind (v.a. mit Spartickets oder Interrail)
  • Bequemlichkeitsgewohnheiten: Flug bleibt in vielen Köpfen „normal“ – das ändert sich aber langsam

Slow Travel ist kein Nischenphänomen mehr, sondern ein wachsender gesellschaftlicher Impuls: für weniger CO₂, bewussteres Reisen und echte Begegnungen.

Die positiven Effekte auf Umwelt und lokale Gesellschaften sind real – je nach Umsetzung und Bereitschaft der Reisenden.

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