Wenn Kinder sich verletzen oder plötzlich krank werden, ist schnelles und überlegtes Handeln gefragt. Im Alltag passieren Unfälle oft unerwartet – beim Spielen, Klettern, Essen oder Toben. In solchen Momenten hilft es, vorbereitet zu sein und klare Handlungsschritte zu kennen. Diese Checkliste unterstützt Eltern, Grosseltern, ältere Geschwister oder andere Betreuungspersonen dabei, im Notfall ruhig zu bleiben und richtig zu reagieren.
Ruhe bewahren: Auch wenn die Situation beängstigend wirkt, hilft ein ruhiges Verhalten dem Kind und gibt Sicherheit.
Kind schützen: Gefahrenquelle entfernen oder das Kind aus der Gefahrenzone bringen (z. B. heisse Herdplatte, Strasse, Wasser).
Verletzung oder Zustand einschätzen: Atmet das Kind? Ist es ansprechbar? Blutet es stark? Gibt es sichtbare Verletzungen?
Hilfe holen: Je nach Lage sofort:
Notruf 144 wählen (z. B. bei Bewusstlosigkeit, Atemnot, starken Schmerzen oder allergischer Reaktion),
Tox Info Suisse 145 kontaktieren (z. B. bei Vergiftungen),
Nachbarn oder andere Erwachsene um Unterstützung bitten,
oder die Eltern benachrichtigen, wenn man nicht selbst für das Kind verantwortlich ist.
Nichts erzwingen: Bewegungen nicht erzwingen, keine Hausmittel anwenden, keine Medikamente ohne Rücksprache geben.
Beobachten: Das Verhalten und den Zustand des Kindes weiter beobachten – Veränderungen frühzeitig erkennen.
Dokumentieren: Bei Bedarf notieren, was passiert ist und wann – das kann bei einem Arztbesuch hilfreich sein.
Am besten ist es, Notfallsituationen in der Familie im Vorfeld durchzusprechen. So wissen auch grössere Kinder, was zu tun ist und wie sie Hilfe holen können. Für Erwachsene ist es ausserdem sinnvoll, regelmässig einen Erste-Hilfe-Kurs mit Schwerpunkt „Kindernotfälle“ zu besuchen oder aufzufrischen.
Die folgende Checkliste bietet konkrete Anleitungen für häufige Notfälle im Familienalltag – einfach, übersichtlich und praxisnah.
Kratzer, kleine Schnittverletzungen oder Schürfwunden gehören zu den häufigsten Verletzungen im Alltag von Kindern. Wichtig ist eine saubere Versorgung, um Infektionen zu vermeiden.
Was tun:
Hände gründlich waschen oder Einmalhandschuhe anziehen, um die Wunde nicht zu verunreinigen.
Wunde unter sauberem, lauwarmem Wasser vorsichtig reinigen.
Blutung mit einem sterilen Tuch oder einer Kompresse stillen – leichter Druck genügt.
Wenn möglich, die Wunde desinfizieren.
Anschliessend mit einem Pflaster oder Verband abdecken.
Arzt aufsuchen bei: tiefen, klaffenden oder stark verschmutzten Wunden, wenn sich die Wunde entzündet oder stark blutet.
Kinder verbrennen sich oft an heissen Flüssigkeiten, Herdplatten oder Kerzen. Eine schnelle Kühlung ist entscheidend.
Was tun:
Kleidung im Bereich der Verbrennung vorsichtig entfernen – aber nur, wenn sie nicht an der Haut klebt.
Die betroffene Stelle 15–20 Minuten mit kühlem (nicht eiskaltem!) Wasser kühlen.
Auf Hausmittel wie Butter, Öl oder Mehl unbedingt verzichten.
Anschliessend mit einem sterilen, nicht klebenden Verband locker abdecken.
Arzt aufsuchen bei: Blasenbildung, grossflächigen oder tiefen Verbrennungen, oder wenn das Kind starke Schmerzen hat.
Stürze sind beim Spielen kaum zu vermeiden. Meist sind sie harmlos, dennoch sollte man das Kind gut beobachten.
Was tun:
Das Kind beruhigen und sanft untersuchen – keine plötzlichen Bewegungen erzwingen.
Bei Schwellung hilft vorsichtiges Kühlen mit einem in Tuch gewickelten Kühlpack.
Beweglichkeit prüfen: Kann das Kind den Arm oder das Bein schmerzfrei bewegen?
Arzt aufsuchen bei: starken Schmerzen, deutlicher Bewegungseinschränkung oder Verdacht auf einen Knochenbruch.
Ein Insektenstich ist oft harmlos, kann aber bei allergischer Reaktion gefährlich werden. Beobachtung ist hier das A und O.
Was tun:
Einen eventuell sichtbaren Stachel vorsichtig mit einer Pinzette oder dem Fingernagel entfernen – nicht quetschen.
Die Stichstelle mit kaltem Wasser, einem feuchten Tuch oder Kühlgel kühlen.
Bei starkem Juckreiz kann eine antihistaminhaltige Salbe oder Tropfen helfen.
Notruf 144 wählen bei: Atemnot, Schwindel, Übelkeit, Schwellung im Gesicht oder Hals – mögliche Anzeichen einer schweren allergischen Reaktion!
Kinder nehmen schnell etwas in den Mund – bei Verdacht auf Vergiftung ist rasches, aber besonnenes Handeln gefragt.
Was tun:
Niemals selbst Erbrechen auslösen oder Milch/Saft geben – das kann gefährlich sein.
Verpackung oder Reste der Substanz bereithalten.
Sofort Tox Info Suisse unter 145 anrufen – rund um die Uhr erreichbar.
Das Kind beobachten: Bei Bewusstlosigkeit sofort 144 rufen!
Bei Bewusstlosigkeit oder Atemstillstand zählt jede Sekunde. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und die richtigen Schritte zu kennen.
Was tun:
Reagiert das Kind? Ansprechen, leicht an den Schultern rütteln.
Atmung prüfen: hören, sehen, fühlen.
Wenn bewusstlos, aber Atmung vorhanden: Kind in stabile Seitenlage bringen und 144 rufen.
Wenn keine Atmung: Sofort mit Wiederbelebung beginnen – 30x Herzdruckmassage, 2x Beatmen – und gleichzeitig Notruf absetzen.
Ein Fieberkrampf wirkt dramatisch, ist aber meist harmlos. Wichtig ist, das Kind während des Anfalls zu schützen.
Was tun:
Das Kind auf eine weiche Unterlage legen und vor Verletzungen schützen.
Nicht festhalten und nichts in den Mund geben.
Der Krampf dauert meist unter 5 Minuten und endet von selbst.
Danach Kind ruhig lagern, beobachten, ggf. Kleidung lockern.
Arzt aufsuchen oder Notruf bei: Krampf länger als 5 Minuten, Kind wird danach nicht richtig wach oder hat weitere Symptome.
Eine gute Vorbereitung macht im Ernstfall den Unterschied. Mit wenigen Massnahmen kann die ganze Familie sicherer durch den Alltag gehen.
Ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set immer griffbereit haben – regelmässig überprüfen und auffüllen.
Wichtige Telefonnummern (Notruf 144, Tox Info 145, Kinderarzt) sichtbar in der Wohnung anbringen.
Kindern altersgerecht erklären, wie sie Hilfe holen können (z. B. über Telefon oder Nachbarn).
Eltern sollten regelmässig einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren oder auffrischen – viele Kurse sind speziell für Notfälle mit Kindern konzipiert.
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