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Plötzlich Pflegefall: Wie Kinder den Übergang zur Pflegebedürftigkeit ihrer Eltern bewältigen

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Plötzlich Pflegefall: Wie Kinder den Übergang zur Pflegebedürftigkeit ihrer Eltern bewältigen

Wenn die Eltern pflegebedürftig sind, stehen ihre Kinder oft vor grossen Herausforderungen. Die vertraute Rolle kehrt sich um – plötzlich sind sie es, die Verantwortung übernehmen müssen. Der Schritt in die Pflegebedürftigkeit kann dabei schnell und unerwartet kommen, was die emotionale und organisatorische Belastung noch verstärkt. Es stellt sich die Frage: Wie kann dieser Übergang möglichst gerecht und stressfrei für alle Beteiligten gestaltet werden?

Der Schock des plötzlichen Pflegefalls

Der Moment, in dem klar wird, dass die Eltern nicht mehr ohne Hilfe auskommen, trifft viele Kinder unvermittelt. Ob durch einen Unfall, eine Krankheit oder altersbedingte Gebrechen – der Wandel zur Pflegebedürftigkeit kann von heute auf morgen geschehen. Dies bedeutet nicht nur, sich emotional auf eine neue Situation einzulassen, sondern auch, sich um praktische Dinge zu kümmern. Wer übernimmt welche Aufgaben? Kann die Pflege zu Hause organisiert werden? Diese Fragen prasseln meist gleichzeitig auf die Kinder ein.

   

    

Die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen verstehen

Die Unterstützungssysteme sind vielfältig, jedoch nicht immer bekannt. Pflegebedürftige Personen können Hilfslosenentschädigung oder Assistenzbeiträge beantragen. Diese finanzielle Hilfe ermöglicht es, pflegerische Unterstützung zu Hause zu organisieren. Zusätzlich können pflegende Angehörige Betreuungsgutschriften erhalten, die sich später positiv auf die Rente auswirken. In manchen Fällen ist es auch möglich, als pflegende Person über eine Spitex entlohnt zu werden.

Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass die finanzielle Unterstützung oft nicht alle Kosten deckt. Lohnausfall durch die Pflege eines Elternteils kann erheblich sein, was die finanzielle Belastung zusätzlich verstärkt. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den bestehenden Möglichkeiten hilft, Unsicherheiten zu vermeiden.

Emotionale Belastung: Wenn die Eltern pflegebedürftig sind

Neben den finanziellen und organisatorischen Aspekten kommt die emotionale Belastung hinzu. Die Tatsache, dass die Eltern nicht mehr selbstständig leben können, kann schwer zu verarbeiten sein. Oft empfinden Kinder Schuldgefühle, wenn sie das Gefühl haben, der Pflege nicht gerecht zu werden, oder wenn der Gedanke aufkommt, die Eltern in ein Heim geben zu müssen. Gleichzeitig können alte Familienkonflikte oder unklare Rollenverteilungen in dieser neuen Situation wieder aufbrechen.

Für pflegende Angehörige ist es wichtig, sich regelmässig mit anderen auszutauschen. Der Austausch mit Freunden, anderen betroffenen Familien oder Selbsthilfegruppen kann helfen, diese emotionale Last zu teilen. Es ist auch ratsam, professionelle Unterstützung in Betracht zu ziehen – etwa durch Pflegefachpersonen oder Beratungsstellen.

Die Balance zwischen Arbeit, Familie und Pflege finden

Für viele Menschen stellt die Pflege der eigenen Eltern eine zusätzliche Herausforderung im ohnehin vollen Alltag dar. Neben der Berufstätigkeit und eigenen familiären Verpflichtungen bleibt oft wenig Raum, sich um pflegebedürftige Eltern zu kümmern. Dies führt zu Überlastung und Stress, der sich sowohl auf die physische als auch auf die psychische Gesundheit auswirken kann.

Pflegende Angehörige müssen deshalb darauf achten, sich selbst nicht zu vernachlässigen. Pausen, Auszeiten und die Inanspruchnahme externer Hilfe können entscheidend sein, um die Balance zu halten. In der Schweiz gibt es verschiedene Modelle der Unterstützung, etwa die temporäre Betreuung durch die Spitex oder eine vorübergehende Unterbringung der Eltern in Kurzzeitpflegeeinrichtungen. Solche Angebote sollten nicht als Scheitern, sondern als sinnvolle Ergänzung und Entlastung angesehen werden.

Pflege zu Hause oder doch ins Heim?

Die Entscheidung, ob die Pflege zu Hause oder in einer Einrichtung stattfinden soll, ist eine der schwierigsten, die Kinder treffen müssen. Viele Familien wünschen sich, dass die Eltern so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben können. Die häusliche Pflege bringt jedoch nicht nur organisatorische, sondern auch räumliche Herausforderungen mit sich. Sind Umbauten notwendig, um eine barrierefreie Umgebung zu schaffen? Wer übernimmt die medizinische Pflege? Und wie lässt sich die notwendige Unterstützung langfristig organisieren?

Die Alternative, ein Pflegeheim in Betracht zu ziehen, sorgt oft für ein mulmiges Gefühl. Doch ein gut ausgewähltes Heim bietet nicht nur professionelle Pflege, sondern auch soziale Kontakte und Aktivitäten, die den Alltag der Eltern bereichern können. Die Entscheidung sollte gemeinsam getroffen und auf die individuellen Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person abgestimmt werden.

Unterstützung suchen und annehmen

Pflegende Angehörige stehen nicht alleine da. Neben der bereits erwähnten finanziellen Unterstützung gibt es auch Beratungsstellen, die Hilfe anbieten. Auch wenn es keine verpflichtenden Beratungseinsätze wie in Deutschland gibt, lohnt es sich, frühzeitig Kontakt zu Pflegeberatungen, Sozialdiensten oder Selbsthilfeorganisationen aufzunehmen. Sie können dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die Pflege so gut wie möglich zu organisieren.

Eine weitere wichtige Quelle der Unterstützung sind externe Pflegepersonen, etwa durch die Spitex. Diese professionellen Helferinnen und Helfer übernehmen medizinische und pflegerische Aufgaben, die von den Angehörigen nicht geleistet werden können. Oft entlastet diese Unterstützung nicht nur den Alltag, sondern gibt auch die Sicherheit, dass die pflegebedürftigen Eltern gut versorgt sind.

Zeit, Geduld und die richtigen Entscheidungen

Der Übergang zur Pflegebedürftigkeit der Eltern ist eine der grössten Herausforderungen, der Kinder im Laufe ihres Lebens begegnen können. Es ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und das Treffen vieler kleiner und grosser Entscheidungen erfordert. Die wichtigste Erkenntnis dabei ist: Niemand muss diesen Weg alleine gehen. Es gibt Unterstützung – sowohl finanzieller als auch emotionaler Art. Entscheidend ist, frühzeitig Informationen einzuholen und die notwendige Hilfe anzunehmen.

Wenn die Eltern pflegebedürftig sind, ist es für ihre Kinder eine neue und oft unerwartete Phase im Leben. Doch mit den richtigen Hilfsmitteln und einem gut organisierten Unterstützungsnetzwerk kann dieser Übergang bewältigt werden – und dabei Raum für neue Erfahrungen und eine tiefere Bindung zu den Eltern schaffen.

Foto:   HayDmitriy@Depositphotos / Sabine van Erp@Pixabay

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