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Jugendgewalt in der Schweiz - Tendenz steigend?

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Jugendgewalt in der Schweiz - Tendenz steigend?

Jugendkriminalität in der Schweiz ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern relativ niedrig. Dennoch gibt es auch hier eine gewisse Anzahl von jugendlichen Straftätern. Die meisten Jugendlichen, die straffällig werden, begehen Delikte wie Diebstahl, Vandalismus oder Körperverletzung.

In der Schweiz gibt es spezielle Gesetze und Vorschriften, die sich auf Jugendkriminalität beziehen. Das Jugendstrafrecht unterscheidet sich vom Erwachsenenstrafrecht und zielt darauf ab, jugendliche Straftäter zu erziehen und zu resozialisieren. Das Ziel des Jugendstrafrechts ist es, den Jugendlichen dabei zu helfen, ihre Fehler zu erkennen und ihre kriminelle Laufbahn zu beenden.

Jugendliche Straftäter werden oft von speziell ausgebildeten Jugendgerichtspsychologen untersucht und begutachtet. Die Jugendstrafanstalten und Jugendarbeitseinrichtungen bieten Programme und Massnahmen an, die darauf abzielen, die sozialen Kompetenzen der jugendlichen Straftäter zu verbessern und ihnen eine Perspektive für die Zukunft zu geben.

Insgesamt setzt die Schweiz auf eine präventive Herangehensweise an die Jugendkriminalität, indem sie Jugendliche unterstützt und ihnen dabei hilft, sich in die Gesellschaft zu integrieren.

Doch, wie ist die momentane Lage in der Schweiz? 

Im Jahr 2021 gab es in der Schweiz eine Zunahme der Jugendurteile um 7,5% im Vergleich zum Vorjahr, insgesamt wurden 20'902 Urteile ausgesprochen. Allerdings sind die Urteile im Zusammenhang mit Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz um 23% zurückgegangen. Die meisten Sanktionen waren Verweise, persönliche Leistungen und Bussen. Insgesamt wurden 1038 Jugendliche fremdplatziert.

   

Die Anzahl der Urteile aufgrund von Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch stieg um 6,4% auf 8578. Dieser Wert ist seit 2018 kontinuierlich gestiegen, jedoch wurde der Spitzenwert von 2010 bisher nicht erreicht. Dabei gliedert sich die Tabelle der Straftaten wie folgend auf:

  • Gewaltstraftaten zeigen eine ähnliche Tendenz. Seit 2018 sind sie um 37,2% gestiegen (2021: +2,4% gegenüber dem Vorjahr)
  • Vermögensstraftaten +23,1%
  • Straftaten gegen die öffentliche Gewalt +66,5%
  • Straftaten gegen die sexuelle Integrität haben sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt (2018: 419 Straftaten; 2021: 837).
  • Dokumentenfälschung ist die einzige Ausnahme mit einem rückläufigen Trend in den letzten drei Jahren (-47,7%) 
  • Verstösse im Strassenverkehr: im vergangenen Jahr wurden beim Strassenverkehr 15,4% mehr Jugendurteile als im Vorjahr gesprochen, insgesamt 4458 aufgrund von Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz. Dabei ist bei den Verletzungen der Verkehrsregeln ein Anstieg von 27,7% bei leichten Fällen und 51,1% bei groben Verstössen zu verzeichnen. Diese resultierten vor allem aus Geschwindigkeitsübertretungen.
  • Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz: im Gegensatz dazu wurden im Jahr 2021 insgesamt 3541 Urteile aufgrund von Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz ausgesprochen, was einem Rückgang von 22,6% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der schrittweise Rückgang seit 2017 (-39,2%) ist in erster Linie auf weniger Urteile wegen Betäubungsmittelkonsum zurückzuführen.
  • Verstösse gegen andere Bundesnebengesetze: Im Zusammenhang mit anderen Bundesnebengesetzen wurden im Jahr 2021 insgesamt 8726 Jugendurteile erlassen, wobei Verstösse gegen das Waffengesetz, das Ausländer- und Integrationsgesetz und das Personenbeförderungsgesetz am häufigsten geahndet wurden. Bei Letzterem kam es zu einer Zunahme von 30% im Vergleich zum Vorjahr, hauptsächlich aufgrund von Reisen ohne gültigen Fahrausweis.

Es ist besorgniserregend, dass die Anzahl der Jugendurteile im Zusammenhang mit Straftaten gegen das Strafgesetzbuch und insbesondere Gewaltstraftaten kontinuierlich ansteigt. Dies zeigt, dass die Prävention von Gewalt und die Förderung sozialer Kompetenzen bei Jugendlichen weiterhin eine grosse Herausforderung darstellen.

Es ist wichtig, dass Institutionen und Organisationen, die sich mit der Jugendgewalt beschäftigen, ihre Arbeit verstärken und ihre Programme verbessern, um Jugendliche dabei zu unterstützen, Konflikte friedlich zu lösen und positive Beziehungen aufzubauen. Nur so kann eine sichere und gesunde Gesellschaft für alle geschaffen werden.

Wie werden diese Vergehen schliesslich geahndet?

Verweise sind nach wie vor die häufigste Sanktion bei Jugendurteilen, die bei 35% der Fälle verhängt wurden, gefolgt von persönlicher Leistung (30,8%). Busse und Freiheitsentzug können erst ab dem Alter von 15 Jahren verhängt werden und wurden in 27,5% bzw. 4,4% der Fälle ausgesprochen.

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 1038 Personen nach Jugendstrafrecht fremdplatziert, entweder vorsorglich oder nach einem Jugendurteil ausserhalb der eigenen Familie untergebracht. Bei 402 Jugendlichen wurden vorsorgliche Schutzmassnahmen angeordnet, wobei 109 zur stationären Beobachtung, 270 in einer offenen und 132 in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht wurden. Von den 271 Jugendlichen, die nach einem Jugendurteil fremdplatziert wurden, waren 221 in einer offenen und 58 in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht. Insgesamt mussten 248 nach Jugendstrafrecht verurteilte Straffällige einen Freiheitsentzug absolvieren. Die durchschnittliche Dauer einer Fremdplatzierung betrug im Jahr 2021 162 Tage, wobei die längste durchschnittliche Dauer bei der offenen Unterbringung nach einem Jugendurteil verzeichnet wurde. Quellenangabe: Admin.ch

Beratungsstellen

  • Schweizerische Kriminalprävention Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) ist eine interkantonale Fachstelle im Bereich Prävention von Kriminalität und Kriminalitätsfurcht.
  • Pro Juventute setzt sich für die Rechte von Kinder und Jugendlichen ein, fördert sie im Alltag und unterstützt sie in schwierigen Situationen.
  • Tschau.ch die E-Beratung und Jugendinformation ist eine professionell geführte Beratungsplattform für junge Menschen in der Schweiz.
  • Sucht Schweiz konzipiert und realisiert Präventionsprojekte im Zusammenhang mit Suchtproblematiken, die auch bei Jugendlichen ein Thema sein können.
  • lilli bietet anonyme Onlineberatung und Informationen rund um Sexualität, Gewalt, Beziehungen, Frauen- und Männerthemen an.
  • Elternbildung.ch gibt Ratschläge im Zusammenhang mit Erziehungsfragen und dem Heranwachsen von Kindern.

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