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Autorität und Grenzen

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Autorität und Grenzen

Immer wieder hört man, dass Kinder Grenzen brauchen. Gleichzeitig nimmt aber der Trend der wohlwollenden Bildung auch immer mehr Raum in der Gesellschaft ein. Aber wo genau verläuft die Grenze zwischen Autorität ausleben und wohlwollender Bildung, also bindungsorientierter Erziehung?

Was ist mir wichtig?

Bevor ich überhaupt damit anfange, Grenzen zu setzen, muss ich mir darüber klar werden, was mir überhaupt wichtig ist. Was sind meine Werte? Welche gesellschaftlichen Normen kann und will ich einhalten? Ist es wirklich nötig, dass mein Kind jede Veranstaltung mit Geplapper oder sogar Geschrei stören darf, weil es sich gerade »ausleben« soll? Der erste Schritt auf dem Weg zu Grenzen ist also mein Selbstbild. Sobald ich dieses ausgearbeitet habe, kann ich damit anfangen, es auf mein Kind umzusetzen.

Der Faktor Alter

Es ist sicher einleuchtend, dass es unmöglich ist, einem Baby Grenzen zu setzen. Autorität oder wohlwollende Bildung hin oder her – ein Baby hat einfach nicht das Verständnis, eine Grenze einzuhalten. Es beginnt gerade erst damit, zu begreifen, wer es ist und wer alle anderen sind.
Wenn ich also Grenzen im Rahmen der wohlwollenden Bildung setzen möchte, muss ich mir darüber bewusst werden, was mein Kind begreift. Das ist sicher von Kind zu Kind unterschiedlich. Hier spielt sicher auch eine Rolle, wie innerhalb der Familie miteinander umgegangen wird. Muss sich das Kind permanent allein beschäftigen oder hat es einen Bezug zu seiner »Autoritätsperson«, also seinen Eltern? Wenn das Kind einen guten Bezug hat, wird es ihm schon früh leicht fallen, eine Grenze zu akzeptieren.

Grenzen haben etwas mit Übung zu tun

Schon kleinste Kinder können lernen, sich an Grenzen und Regeln zu halten. Achten Sie unbedingt darauf, sie kindgerecht zu formulieren. Benutzen Sie kurze, aber verständliche Sätze. Bei einem langen Text schaltet das Kind automatisch ab und Ihre Grenzen haben keine Aussicht auf Erfolg.

Überlegen Sie sich auch, welche Grenzen Sie wirklich durchsetzen können. Sie können von einem Kind nur schlecht verlangen, dass es alles aufisst. Schlimmstenfalls wird es sich übergeben. Dafür können Sie aber üben, dass das Kind Sie nicht permanent unterbricht. Bei solchen Angelegenheiten ist Geduld gefragt. Ermahnen Sie Ihr Kind im liebevollen Ton und benutzen Sie dafür möglichst immer die gleichen Worte. Denn sonst wird Ihr Kind sich willkürlich behandelt fühlen.

Wenn Ihr Kind schon etwas älter, also ab etwa 4 Jahre alt ist, können Sie auch beginnen, auf der empathischen Ebene zu argumentieren. Erklären Sie Ihrem Kind, wie sich andere fühlen, wenn es sich auf diese Weise verhält. Grundsätzlich erwähnen können Sie solche Dinge übrigens auch schon früher. Ein liebevolles »Sei bitte leise, das stört die anderen« wird sich Ihr Kind auf Dauer merken. Es wird es dann später umso leichter haben, weil es dann bereits an diese Formulierung gewöhnt ist.

Es mag Ihnen schwerfallen, aber bleiben Sie ruhig, wenn Sie Grenzen setzen. Sie gewinnen nicht an Autorität, wenn Sie schreien. Im Gegenteil: Sie zeigen sich dadurch von Ihrer unbeherrschten Seite. Auch das erfordert sicher einiges an Übung. Aber die Früchte, die Ihnen wohlwollende Bildung bringt, sind alle Mühe wert.

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